Architektur und Geschichte der schlesischen Metropole
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Breslau – die „Blume Europas“, wie bereits Mitte des 17. Jahrhunderts der schlesische Historiker Nikolaus Henel von Hennenfeld die niederschlesische Hauptstadt rühmt – nahm unter piastischer, böhmischer, österreichisch-habsburgischer, zuletzt preußischer und deutscher Herrschaft unterschiedliche architektonische Einflüsse auf. Trotz schwerer Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg reflektiert der hochkarätige Bestand an Baudenkmalen von der Gotik bis zum Historismus noch heute die große Bedeutung der an der Via Regia gelegenen Handelsmetropole. Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts zu einer der größten deutschen Städte gewachsen, gingen von hier zudem wichtige Impulse für die Architektur der Klassischen Moderne aus.
Die viertägige Studienreise unter Leitung des Architekturhistorikers Arne Franke erschließt in thematischen Rundgängen und der Besichtigung der wichtigsten Museen die historischen und architektonischen Zeitschichten der Odermetropole.
Breslau/Wrocław | Den Mittelpunkt des „Rings“, des großen Marktplatzes der „Kulturhauptstadt Europas 2016“ nimmt das imposante Rathaus ein, das in mehreren Bauphasen ab dem 13. Jahrhundert entstand und zu den bedeutendsten Profanbauten der Gotik in Europa zählt. Breslau/Wrocław | Als zweites Hochhaus der Stadt entstand 1929 die – heute nach wie vor als Bank genutzte – Stadtsparkasse von Heinrich Rump. Der bereits zu seiner Bauzeit umstrittene Stahlbetonbau überlebte den Zweiten Weltkrieg mit verhältnismäßig geringen Beschädigungen und konnte bereits 1946 wieder in Betrieb genommen werden. Breslau/Wrocław | Von der Sandinsel aus bietet sich ein reizvoller Blick auf die sogenannte Dominsel mit der St. Johannes-Domkirche Breslau/Wrocław | Die „Jahrhunderthalle“ entstand nach Entwürfen des Architekten und Breslauer Stadtbaurats Max Berg als zentrales Gebäude der 1913 anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Völkerschlacht bei Leipzig geschaffenen Ausstellung. Der bewusst materialsichtig geschaffene Stahlbetonbau, zur damaligen Zeit der größte der Welt, steht seit 2006 unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes. In einer der Seitenapsiden führt heute eine multimediale Ausstellung den Besucher durch die Geschichte des Gebäudes. Breslau/Wrocław | Die zwischen 1827 und 1829 durch Carl Ferdinand Langhans errichtete Synagoge beherbergt heute wieder eine kleine jüdische Gemeinde. Der außergewöhnliche Name des Gotteshauses geht auf ein Gasthaus zurück, das an dieser Stelle stand. Breslau/Wrocław | Der Breslauer Hauptbahnhof entstand zwischen 1855 und 1857 im Stil der englischen „castle gothic“ nach Plänen des Architekten Wilhelm Grapow. Zunächst für die Bahnlinie Glogau-Breslau-Posen konzipiert, wurde die Bahnsteighalle aufgrund der zahlreichen Streckenerweiterungen in der zweiten Jahrhunderthälfte zwischen 1899 und 1904 großzügig erweitert. Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2016 wurde der Gebäudekomplex aufwändig restauriert. Breslau/Wrocław | Die nahe des Breslauer Residenzschlosses stehende Hofkirche ist ein frühklassizistischer, ab 1747 errichteter Bau mit charakteristisch-längsovalem Grundriss, der die später auf ähnlichem Grundriss errichteten Kirchen des Architekten Carl Gotthard Langhans schon vorweg nimmt. Das im Krieg nur leicht beschädigte Gotteshaus ist heute Bischofssitz der evangelisch-lutherischen Diözese. Breslau/Wrocław | Das 1929 von Hans Scharoun errichtete Ledigenheim gilt als eine Inkunabel des „Neuen Bauens” in Breslau. Der seit 1972 denkmalgeschützte Baukomplex wurde in den letzten Jahren restauriert und dabei auch die historische Farbigkeit wieder umgesetzt. Im Innern des als „Park Hotel Scharoun“ genutzten Gebäudes wurde eine Musterwohnung weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Breslau/Wrocław | Das Hauptgebäude 1702 als Jesuitenkolleg gegründeten Breslauer Universität entstand bis in die 1740er Jahre, blieb jedoch infolge des Ersten Schlesischen Krieges unvollendet. So wurde der auf ursprünglich rund 200 Meter Länge konzipierte Baukörper gekürzt und von insgesamt drei Türmen nur der hier sichtbare „Mathematische Turm“ fertiggestellt.