Kirchenburgen und Städte im „wehrhaften Sachsenland“
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Reiseziel in den Jahren 2009, 2010, 2012, 2014, 2017, 2018, 2021, 2024
In kaum einer europäischen Region ist der von Martin Luther verfasste Choral „Ein’ feste Burg ist unser Gott, ein’ gute Wehr und Waffen“ architektonisch so eindrucksvoll nachvollziehbar, wie in Siebenbürgen.
Hier entstanden seit dem späten 14. Jahrhundert mehr als 300 Kirchenburgen zur Verteidigung gegen Einfälle der Osmanen. Schon früh fand die Reformation auch bei den Siebenbürger Sachsen einen starken Widerhall. Nachdem der Reformator Johannes Honterus 1547 für diese die “Kirchenordnung aller Deutschen in Siebenbürgen” verfasst hatte, war das „wehrhafte Sachsenland” eine evangelisch-lutherische Enklave im Südosten Europas.
Auf dieser Reise lernen Sie nicht nur die beeindruckenden Städte Hermannstadt/Sibiu und Mediasch/Mediaș, das unter UNESCO-Schutz stehende Schäßburg/Sighișoara und das pulsierende Kronstadt/Brașov kennen, sondern insbesondere eine repräsentative Auswahl an Kirchenburgen. In diesen spüren wir den reformationsbedingten Veränderungen im Kirchenbau nach, studieren aber auch den bewahrenden Charakter des Luthertums, das bemerkenswerte Teile des vorreformatorischen Kulturerbes konservierte und weiterhin in Ehren hielt.
Zudem begegnen wir zahlreichen beeindruckenden Persönlichkeiten und Organisationen, die sich für den Erhalt der einzigartigen Kultur Siebenbürgens einsetzen. Sie berichten aus erster Hand über ihre Projekte und öffnen damit neue Perspektiven auf die Region, ihre Chancen und Herausforderungen.
Holzmengen/Hosman | Blick auf das im idyllischen Harbachtal gelegene Dorf mit herausragender Kirchenburg, dahinter die schneebedeckten Berge des Fogarascher Gebirges, einem Gebirgszug der Südkarpaten. Hermannstadt/Sibiu | Der Blick über den „kleinen Ring“ zeigt die gut erhaltene Altstadt mit laubengesäumten Bürgerhäusern, die bis auf gotische Ursprünge zurückgehen. Dahinter erhebt sich der Turm der evangelischen Stadtpfarrkirche, deren spätgotischer Umbau zur Hallenkirche unvollendet blieb. Hermannstadt/Sibiu | Blick auf den „Großen Ring” mit der im 18. Jahrhundert durch die Habsburger platzierten katholischen Pfarrkirche; links daneben das heutige Bürgermeisteramt. Hermannstadt/Sibiu | Die 1672 von Johann Fest (1630–1694) geschaffene Orgel der Stadtpfarrkirche, die 1914/15 ein neues Werk der renommierten Firma Sauer, Frankfurt (Oder) erhielt, ist mit 6602 Pfeifen, 85 Registern und ebenso vielen Nebenregistern die größte Kirchenorgel Rumäniens. Michelsberg/Cisnădioara | Mit der sogenannten Burgkirche in Michelsberg hat sich eine romanische Basilika erhalten, die in weitgehend originalem Bauzustand konserviert ist. Mit ihrer umgebenden Wehrmauer repräsentiert sie das früheste noch erhaltene Beispiel einer siebenbürgischen Wehrkirche. Mediasch/Mediaș | Seit 1725 erklingt in der Margarethenkirche die wunderbar staffierte und ebenso klingende Orgel von Johannes Hahn, ein Orgelbauer, dessen herausragende Schöpfungen sich dem sächsischen Orgelbauer Silbermann messen können. Trappold/Apold | Zu den schönsten Kirchenburgen des idyllischen Harbachtals zählt die des kurz hinter Schäßburg gelegenen Dorfes. Seit Jahren durch einen sehr engagierten „Burghüter” baulich erhalten, wurde sie nun im Rahmen eines EU-Programms restauriert. Tartlau/Prejmer | Außergewöhnlich sind die bis heute in der Burg erhaltene 270 Wohnkammern. In einigen der mehr als 270 Räume ist das Leben im Belagerungsfall nachgestellt, so ist beispielsweise eine der größeren Kammern als Schulraum eingerichtet. Deutsch Weißkirch/Viscri | Neben der eindrucksvollen Kirchenburg sind die siebenbürgisch-sächsischen Bauerhöfe sehenswert. Während in anderen Dörfer die historische Architektur stark gefährdet ist, wurden hier mit Unterstützung des englischen Mihai-Eminescu-Trust viele der Hofstellen denkmalgerecht restauriert. Deren Engagement wurde inzwischen mit der Einreihung von Dorf und Kirchenburg in das UNESCO-Weltkulturerbe geadelt. Kronstadt/Brașov | Im Zentrum des trapezförmigen Marktplatzes steht das nach dem großen Stadtbrand von 1689 mit barocken Fassaden wiederaufgebaute Rathaus. Östlich begrenzt die sogenannte Kornzeile den Platz, aus deren dreigeschossiger Bebauung einzig der Turm der 1896 vollendeten orthodoxen Kirche erhebt. Michelsberg/Cisnădioara | Das eindrucksvolle Westportal der romanischen Kirche zeigt mit seinen Kerbschnittkapitellen den ursprünglich angestrebten repräsentativen Charakter der heute so schlicht erscheinenden Kirche. Schäßburg/Sighişoara | Die pittoreske Stadt mit seiner wohlerhaltenen, von einer vielbetürmten Stadtmauer umgebenen Oberstadt („Burg“), den historischen Wohnhäusern und der Bergkirche mit der ehrwürdigen „Schola Majoris“, dem heutigen Joseph-Haltrich-Gymnasium ist seit 1999 ein Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Alzen/Alțîna | In den letzten Jahren wurden in zahlreichen Kirchenburgen spätgotische Wandmalereien aufgedeckt, die sich zum Teil in hervorragendem Zustand befinden. Hier ein Ausschnitt aus den Malereien des Chores der Kirche. Die Kirche ist zwar durch einen Teileinsturz im Herbst 2020 sehr stark beschädigt worden, doch die Malereien sind dabei unversehrt geblieben. Sinaia/Schloss Peleș | Der malerisch in die Berge eingebetteten Sommerresidenz der aus dem Haus Hohenzollern-Sigmaringen stammenden rumänischen Königsfamilie, gilt als Hauptwerk des Historismus deutscher Prägung in Rumänien. Zwischen 1873 und 1883 für König Carol I. errichtet und von 1893 bis 1914 erheblich erweitert, wurde der 1947 enteignete Besitz inzwischen wieder der Königsfamilie restituiert. Kerz/Cârța | Die östlichste Niederlassung des 1098 gegründeten, ursprünglich von Burgund ausgehenden Zisterzienserordens befindet sich in dem kleinen siebenbürgischen Dorf Kerz. Die Klosterkirche des mit der Reformation aufgelassenen Konvents weist typische frühgotische Stilmerkmale auf, wie sie sich bei den meisten europäischen Ordensniederlassungen beobachten lassen.
Literaturhinweise
Arne Franke
„Das wehrhafte Sachsenland“