Bukarest – das „Paris des Ostens“

Stilvielfalt und Klassische Moderne in der rumänischen Hauptstadt

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Die heutige rumänische Metropole und Hauptstadt des in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründeten Königreichs Rumänien war historisch nicht nur ein Schmelztiegel von Menschen unterschiedlicher Ethnien und Religionen, sondern entwickelte sich bis in das 20. Jahrhundert zu einem Experimentierfeld unterschiedlicher, zumeist aus Zentraleuropa importierter Architekturströmungen. Durch rumänische Architekten, die Ende des 19. Jahrhunderts vor allem in Paris oder wien studierten, mischte sich Historismus und Jugendstil westlicher Prägung mit landestypischen Stilelementen. Seit Ende des Ersten Weltkriegs und der Vereinigung des Landes mit dem bis dahin in ungarischer Hand befindlichen Siebenbürgen entwickelte sich Bukarest rasch zu einer architektonisch stark mitteleuropäisch geprägten Metropole, die gerne als „Paris des Ostens“ bezeichnet wurde.

So stehen bei dieser Studienreise neben den Resten der historischen Innenstadt mit den wenigen erhaltenen Bauten des 17. und 18. Jahrhunderts vor allem die städtische Bebauung des späten 19. Jahrhunderts und der Zwischenkriegszeit im Fokus, als neue Stadtquartiere mit eleganten Villen, aber auch Beamten- und Arbeitersiedlungen nach Bauhaus-Vorbild entstanden. Ab den frühen 1930er Jahren wurde im Stadtzentrum ein kilometerlanger, von beeindruckenden Hotel-, Geschäfts- und Appartementhäusern gesäumter „Boulevard der Moderne“  angelegt. Neben bedeutenden rumänischen Architekten war es auch der 1933 aus Deutschland geflohene Berliner Architekt Rudolf Fränkel („Gartenstadt Atlantic” mit dem Kino Lichtburg/Berlin-Gesundbrunnen), der das Bild dieses Straßenzugs bestimmte.
Zwar setzte der Zweite Weltkrieg mit dem bald darauf erfolgten Systemwechsel zunächst kaum eine Zäsur – gerade auch die nachfolgende „Ostmoderne” trägt hier internationale Züge – doch fügte die megalomane Stadtplanung des Diktators Ceausescu dem Stadtorganismus in den 1970er und 80er Jahren bis heute sichtbare Wunden zu.

Diese Seminarreise Reise bietet vielfältige Einblicke in die historische, klassisch-moderne und zeitgenössische Architektur der rumänischen Hauptstadt. Neben einer Stadtrundfahrt, einer Fahrt in die historisch bemerkenswerten Außenbezirke und Rundgängen durch verschiedene Stadtquartiere bereichern Exkursionen und Gespräche mit deutschsprachigen Fachleuten das Reiseprogramm und bietet so die Gelegenheit, die Stadt von einer außergewöhnlichen Seite kennen zu lernen.

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Bukarest in MOE-Kultur 01.2013 (Franke)