Restaurierungsprojekte zwischen Oder und Glatzer Neiße
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Mit mehr als 3.000 Schlössern und Herrenhäusern weist Schlesien die größte Dichte an Adelssitzen in Europa auf. Ein Teil dieser hat die Zeit des Zweiten Weltkriegs – zumindest was das äußere Erscheinungsbild anbelangt – ebenso überstanden wie nahezu 45 Jahre Sozialismus. Zwar sind heute sehr viele dieser kulturgeschichtlich bedeutenswerten Ensembles in beklagenswertem Zustand, doch etliche konnten in den letzten 25 Jahren vorzüglich restauriert werden.
Reiseziel in den Jahren 2019, 2021
Mit mehr als 3.000 Schlössern und Herrenhäusern weist Schlesien die größte Dichte an Adelssitzen in Europa auf. Ein Teil dieser hat die Zeit des Zweiten Weltkriegs – zumindest was das äußere Erscheinungsbild anbelangt – ebenso überstanden wie nahezu 45 Jahre Sozialismus. Zwar sind heute sehr viele dieser kulturgeschichtlich bedeutendswerten Ensembles in beklagenswertem Zustand, doch etliche konnten in den letzten 25 Jahren vorzüglich restauriert werden.
Auf dieser Studienreise erkunden Sie neben einigen der bekanntesten Schlossanlagen auch weitgehend unbekannte, aber kunstgeschichtlich bedeutende Schlösser, deren heutiger Erhaltungszustand die wechselnden Zeitläufte seit Mitte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Neben restaurierten Residenzen und Höhepunkten der Schlossbaukunst des 16.-19. Jahrhunderts, wie beispielsweise dem Schloss Fürstenstein/Książ der Fürsten von Hochberg-Pless, dem Renaissance-Herrenhaus in Klein-Tschirne/Czerna sowie dem neoklassizistischen Schlosskomplex in Muhrau/Morawa lernen Sie das grandiose Schloss Grafenort/Gorzanów in der Grafschaft Glatz, Schloss Kamenz/Kamieniec Ząbkowicki als letztes Werk von Karl Friedrich Schinkel sowie die einstigen Barockresidenzen der Grafen von Hochberg in Rohnstock/Roztoka und der Familie von Kottwitz in Boyadel/Bojadła kennen.
Neben den historischen Adelssitzen stehen auch ausgewählte Sakralbauten im Fokus dieser Reise. Sie reflektieren die schwierige Religionsgeschichte des Oderlandes bis in das 18. Jahrhundert. Neben der Schlosskapelle von Carolath/Siedlisko besuchen Sie die bis heute evangelische, unter Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes stehende Friedenskirche von Jauer/Jawor Kirche sowie die Carl Gotthard Langhans zugeschriebene, durch eine polnische Stiftung jüngst gerettete Pfarrkirche von Giersdorf/Żeliszów.
Begegnungen mit Schlosseigentümern und den Protagonisten einiger Denkmalinitiativen zur Rettung des deutsch-polnischen Kulturerbes runden das vielfältige Programm ab.
Fürstenstein/Książ | Der Maximilianssaal mit seinen opulenten Dekorationen aus Malerei, Stuck und Marmor ist einer der schönsten Festräume des Barock in Schlesien. Muhrau/Morawa | Anstelle eines schlichten Sommersitzes der Benediktinerinnen von Striegau/Strzegom ließ der aus einer Unternehmerfamilie stammende Eduard von Kramsta 1873 einen repräsentativen Schlossbau errichten, der seit den frühen 1990er Jahren eine Bildungsstätte und einen caritativen Kindergarten beherbergt. Kamenz/Kamieniec Ząbkowicki | Als Kulturnachfolger des 1810 säkularisierten Zisterzienserklosters errichtete K. F. Schinkel als letztes Werk ab 1838 das Schloss der Prinzessin Marianne von Oranien und ihres Gatten, des preußischen Prinzen Albrecht. Bis 1945 der Sitz der sogenannten Albrechtlinie der Hohenzollern, brannte die Anlage im Juli des Jahres völlig aus. Nach ersten Sicherungsmaßnahmen in den 1980er Jahren wird der in Gemeindebesitz befindliche Bau inzwischen ebenso sukzessive restauriert wie die Gartenanlagen von P. J. Lenné. Kamenz/Kamieniec Ząbkowicki | Die vor kurzer Zeit meisterhaft rekonstruierten Gewölbe orientieren sich an denen der Marienburg/Malbork in Westpreußen. Schloss Grafenort/Gorzanów | Das Schloss zählt zu den bedeutendsten frühbarocken Residenzen, im 17. Jahrhundert durch italienische Baumeister für die Reichsgrafen Herberstein errichtet. Nachdem die Anlage nach 1945 nicht mehr genutzt wurde und fast zur Ruine zerfiel, wurden im Herbst 2012 Restaurierungsarbeiten begonnen, die mittlerweile spektakuläre Fortschritte gemacht haben. Grafenort/Gorzanów | Im Innern des Schlosses blieben zahlreiche wandfeste Ausstattungselemente, die derzeit sorgsam restauriert werden. Unter diesen befinden sich allegorische Wandmalereien des ausgehenden 17. Jahrhunderts, die einen den Innenhof umlaufenden Wandelgang ausschmücken. Rohnstock/Roztoka | Der auf einer spätmittelalterlichen Wasserburg basierende barocke Schlossbau befand sich zwischen 1497 und 1945 im Besitz eines Familienzweiges der Grafen von Hochberg auf Fürstenstein. Die von Felix Anton Hammerschmidt konzipierte Vierflügelanlage wurde in den 1870er Jahren durch zusätzlichen architektonischen Schmuck repräsentativ überformt. Adelsbach/Struga | Die bis auf einen mittelalterlichen Wohnturm zurückgehende Schlossanlage von Adelsbach birgt einen nahezu einmaligen, jüngst entdeckten Schatz: nahezu 20 renaissancezeitliche Portraits römisch-deutscher Kaiser − Wandmalereien, die sich gerade in Restaurierung befinden. Carolath/Siedlisko | Mit der 1618 durch Valentin von Säbisch errichteten, im Zweiten Weltkrieg unzerstört gebliebenen reformierten Schlosskapelle ist einer der bedeutendsten protestantischen Sakralbauten Schlesiens erhalten geblieben. Braunau/Brunów | Der barocke Adelssitz wurde der Ende des 19. Jahrhundert durch die Familie von Cottenet historistisch überformt. Nach 1945 Sitz eines Staatsgutes, erwarb 2004 eine polnischen Familie das völlig verwahrloste Gebäudeensemble. Vorbildlich restauriert, dient die Anlage heute als komfortables Schlosshotel. Scharfeneck/Sarny | Die auf elliptischem Grundriss errichtete Schlosskapelle entstand im Auftrag des Grafen Johann Franz Anton von Götzen zwischen 1722 und 1730. Nach der Fertigstellung wurde sie von Johann Franz Hoffmann mit Darstellungen aus dem Leben ihres Namenspatrons, dem Heiligen Johannes von Nepomuk, ausgemalt. Lehnhaus/Lenno Zamek | Schloss Lehnhaus, in die Vorgebirgslandschaft des Bober-Katzbach-Gebirges eingebettet, entstand bereits im 16. Jhd. unterhalb einer piastischen Burganlage, die im 30-jährigen Krieg zur Ruine wurde. Das Anwesen, bis 1945 im Besitz der Familie von Haugwitz, wird seit Jahren von einem flämischen Eigentümer liebevoll restauriert. Klein Tschirne/Czerna | Das Schloss wurde 1558 durch den Baumeister Hans Lindner, einen Nachfolger des berühmten Görlitzer Ratsbaumeisters Wendel Roskopf, in Renaissanceformen errichtet. Bereits seit den 1980er Jahren bereits wieder in Privatbesitz, birgt der hervorragend restaurierte Bau noch große Teile der originalen wandfesten Ausstattung. Oberneundorf | In dem nur wenige Kilometer nördlich von Görlitz liegenden Dorf hat sich ein einmaliges Gutsensemble erhalten, dessen Schloss Mitte des 16. Jahrhundert errichtet wurde. An dessen Fassaden wurden bereits in den 1990er Jahren erste Spuren einer figuralen Sgraffitodekoration freigelegt, die – inzwischen komplett freigelegt – derzeit restauriert werden. Auch im Innern sind Teile der ursprünglichen wandfesten Ausstattung erhalten geblieben. Langenbielau/Bielawa | Die Stadt, unmittelbar am Eulengebirge gelegen, war einst eines der Zentren der Textilindustrie Schlesiens. Führend war dabei der 1805 durch Christian Gottlob Dierig gegründete Spinnereibetrieb, aus dem sich bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs eines der bedeutendsten Textilkonsortien Kontinentaleuropas entwickelte. 1901 entstand am Westrand der Stadt die Familienvilla im Stil der Neorenaissance. Opulent ausgestattet, blieben trotz des Zweiten Weltkriegs und der Zeit des Sozialismus große Teile der wandfesten Ausstattung erhalten. Nach einer aufwändigen Restaurierung wurde das Haus jüngst zu einem komfortablen Hotel adaptiert.
Literaturhinweise:
Franke/Schulze
„Das schlesische Elysium”
Arne Franke (Hg.)
„Kleine Kulturgeschichte der schlesischen Schlösser”