Städte, Residenzen, Weltkulturerbe
Archiv
Reiseziel in den Jahren 2019, 2020
Diese Reise führt Sie in zunächst in die seit 1945 zu Polen gehörende Grafschaft Glatz/Hrabstwo kłodzkie, die bis zur Eroberung Schlesiens durch den Preußenkönig Friedrich den Großen Teil des Königreichs Böhmen war. Im frühen 20. Jahrhundert wegen seiner zahlreichen Kurbäder als „Gesundbrunnen Deutschlands“ bekannt, blieb der große Bestand an adeligen Burgen, Schlössern und Herrenhäusern mit zum Teil weitläufigen Parkanlagen von teilweise überregionaler Bedeutung – mehr als 80 an der Zahl – bis heute weitgehend unbekannt. Obwohl viele der Anlagen heute in verwahrlosten oder ruinösem Zustand sind, zeigt die Restaurierung des Schlosses Grafenort/Gorzanów, dass diese reiche, malerisch von den Sudeten umrahmte Kulturlandschaft zukünftig durchaus mit dem „Schlesischen Elysium“, dem Hirschberger Tal am Rande des Riesengebirges konkurrieren kann.
Am zweiten Tag der Reise gelangen Sie nach Mähren, einen der drei historischen Landesteile der Tschechischen Republik. Hier erwarten Sie mit mittelalterlichen Stadtkernen, Kirchen und Klöstern sowie zahllose Adelssitze mit ihren Gärten – darunter fünf Weltkulturerbestätten der UNESCO – eine hohe Dichte kulturhistorisch bedeutender Sehenswürdigkeiten. Zu diesen zählen in Mährisch-Schlesien das Schloss Groß Ullersdorf/Velké Losiny, Schloss Freudenthal/Bruntál, das nach dem böhmischen Ständeaufstand 1620 Besitz des Deutschen Ordens wurde, sowie das in Südmähren liegende üppig ausgestattete Schloss Butschowitz/Bučovice, ein nach italienischem Renaissancevorbild geschaffener „Palazzo in Fortezza“. Ein weiterer Höhepunkt ist die Schlossanlage der altadeligen Familie von Liechtenstein im südmährischen Eisgrub/Lednice. Zu den attraktivsten Städten gehören die bischöfliche Sommerresidenz Kremsier/Kroměříž mit dem unter UNESCO-Weltkulturerbeschutz stehenden Schloss und üppigen Parkanlagen, die alte Bischofsstadt Olmütz/Olomouc mit der ebenfalls UNESCO-geschützten Dreifaltigkeitssäule sowie die mährische Metropole Brünn/Brno, die nicht nur einen gut erhaltenen historischen Stadtkern und eine bedeutende Werkbundsiedlung aufweist, sondern mit der Villa Tugendhat eine wiederum dem Weltkulturerbe angehörende Inkunabel des „Neuen Bauens“ besitzt. Ein Tagesausflug führt Sie zudem zum historisch bedeutenden Zisterzienserinnenkloster „Porta Coeli“ sowie zu der Wallfahrtskirche Kiritein/Křtiny. Die ausgesprochen barock-expressionistische Gestaltung der Anlage entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach einem Entwurf des genialen, aus italienischer Künstlerdynastie stammenden Ausnahmearchitekten Johann Blasius Santini-Aichl.
Die Rückfahrt führt Sie über die kleine Residenzstadt Leitomischl/Litomyšl mit seinem wiederum unter dem UNESCO-Weltkulturerbe stehenden Schloss zurück nach Berlin.
Grafenort/Gorzanów | Im Innern des Schlosses blieben zahlreiche wandfeste Ausstattungselemente, die derzeit sorgsam restauriert werden. Unter diesen befinden sich allegorische Wandmalereien des ausgehenden 17. Jahrhunderts, die einen den Innenhof umlaufenden Wandelgang ausschmücken. Gross Ullersdorf/Velké Losiny | Das Entstehungsdatum der ursprünglich königlichen Grenzbefestigung gegen Schlesien, liegt vermutlich im 12. Jahrhundert. Die von einem weitläufigen Landschaftspark umgebene heutige Schlossanlage mit reizvollen, von Arkaden gesäumten Innenhof geht auf den renaissancezeitlichen Umbau unter der Familie von Zierotin Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. Freudenthal/Bruntál | Das Schloss befand sich von 1620 bis zur Enteignung durch die nationalsozialistische deutsche Reichsregierung 1939 im Besitz des Deutschen Ordens. Heute befinden sich in den restaurierten Innenräumen ein beeindruckendes Schloss- und Regionalmuseum. Olmütz/Olomouc | Die 35 Meter hohe barocke Dreifaltigkeitssäule/Sloup Nejsvětější Trojice wurde von 1716 bis 1754 als Dank für das Erlöschen der Pest errichtet. Diese größte jemals errichtete Säule wurde 2000 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Kloster Hradisch/Klášterní Hradisko | Nahe der Bischofsstadt Olmütz erhebt sich das 1078 gegründete Benediktinerkloster, das seine Blütezeit im 18. Jahrhundert unter den Prämonstratensermönchen hatte. Zwischen 1661 und 1737 weitgehend nach Entwürfen der Architekten Giovanni Pietro Tencalla und Domenico Martinelli neu erbaut, wurde es 1802 in ein Militärkrankenhaus umgewandelt, in dem jedoch noch große Teile der ursprünglichen Ausstattung erhalten blieben. Lissitz/Lysice | Die exzellent restaurierte Schlossanlage mit der eindrucksvollen Gartenloggia gehörte der tschechischen Adelsfamilie Dubský. Plumenau/Plumlov | Die in vieler Hinsicht außergewöhnliche Schlossanlage geht auf eine mittelalterliche Burg des 13. Jahrhunderts zurück. Unter Fürst Johann Adam von Liechtenstein wurde ab 1680 ein spektakulärer Schlossbau begonnen, doch von der geplanten Vierflügelanlage wurde lediglich ein Flügel mit reich verzierter Hoffassade und unvollendet gebliebenem, aber höchst eindrucksvollem Interieur fertiggestellt. Kremsier/Kroměříž | Der sogenannte Blumengarten „Libosad“ wurde ebenfalls von Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn gegründet. Die frühbarocke Anlage entstand außerhalb des historischen Stadtkerns zwischen 1665 und 1675 nach den Plänen der italienischen Architekten Filiberto Lucchese und Giovanni Pietro Tencalla. Das Zentrum bildet eine Rotunde mit reichem Stuck- und Freskendekor. Kremsier/Kroměříž | Den großflächigen Marktplatz säumen zahlreiche Patrizierhäuser, deren Bausubstanz bis in die Gotik zurückreicht. Die Laubengänge entstammen den Gebäudeerweiterungen des 16. Jahrhunderts. Tischnowitz/Tišnov | Sehenswert ist die eindrucksvolle gotische Klosterkirche mit dem hier gezeigten Westportal sowie der Kreuzgang. Brünn/Brno | Um den Krautmarkt/Zelný trh gruppieren sich bedeutende Bauten, darunter mehrere frühbarocke Adelspalais, das erste Theater der Stadt sowie das anfang des 20. Jahrhundert errichtete Hotel Grandezza. Der spektakuläre Parnass-Brunnen entstand 1693 bis 1695 nach einem Entwurf von Johann Bernhard Fischer von Erlach durch den Wiener Bildhauer Adam Tobias Kracker. Brünn/Brno | Brünn ist auch eine Stadt der Klassischen Moderne bzw. des Funktionalismus. Neben der Villa Tugendhat entstanden im Stadtzentrum zahlreiche Banken und Kaufhäuser – zum Teil mit großzügigen Passagen – ein Hochhaus und das berühmte Hotel „Avion“, das derzeit restauriert wird. Butschowitz/Bučovice | Das zwischen 1567 und 1587 errichtete Schloss zählt zu den bedeutendsten Adelssitzen der Region. Hinter der abweisenden, blockhaften Fassade des „palazzo in fortezza“ erwartet den Besucher ein dreigeschossiger Arkadenhof, im Innern höchst bemerkenswerte Wand- und Deckenfresken. Zudem erstreckt sich auf der Südseite des Schlosses ein rekonstruierter Renaissancegarten. Kiritein/Křtiny | Während die Wallfahrtskirche selbst ein bedeutendes Werk des Architekten Johann Blasius Santini-Aichel ist, stammen die spektakulären Kuppelmalereien von dem aus Brünn stammenden Maler Johann Georg Etgens. Eisgrub/Lednice | Nahe der Grenze zu Österreich gelegen, ist die Schlossanlage mit einem weitläufigen Landschaftspark nicht nur eines der bekanntesten Reiseziele in Südmähren, sondern auch ein Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Das Schloss der Fürsten von Liechtenstein, ursprünglich ein Barockbau, wurde zwischen 1846 und 1858 in „Altenglischem Stil“ zu einem der schönsten neogotischen Residenzen in Mähren umgebaut. Die Aufnahme zeigt das Schloss im Jahr 2014, vor der umfangreichen Restaurierung.