Schlesien und das Riesengebirge

Fotografien: Marek Maruszak

Der Begleitband zu einer in Schloss Lomnitz/Łomnica gezeigten Dauerausstellung illustriert in zahlreichen Aufsätzen deutscher und polnischer Wissenschaftler die historische Entwicklung und kulturgeschichtliche Bedeutung der schlesischen Gutswirtschaft.

Das heute polnische Schlesien gehört als Brückenland zwischen West und Ost zu einer der geschichtlich interessantesten Regionen Europas. Landschaftlich überaus abwechslungsreich, ist Schlesien geprägt durch die Heidelandschaft der östlichen Oberlausitz und Seenlandschaft des Bartschlandes im Norden, der fruchtbaren und reichen Oderebene, den idyllischen Mittelgebirgen, wie dem Bober-Katzbach-Gebirge/Gory Kaczawskie sowie der imposanten Landschaft der Sudeten mit der Grafschaft Glatz/Kotlina Kłodzka und dem Hirschberger Tal/Kotlina Jeleniogórska im Süden des Landes.

Zugleich besticht die Fülle der erhaltenen Baudenkmäler, die unter den wechselnden Herrschaften polnisch-piastischer, böhmischer, habsburgischer, dann preußischer und bis 1945 deutscher Hoheit entstanden. Längst sind die in Schlesien liegenden UNESCO-Weltkulturerbestätten, der infolge der Grenzziehung 1945 durch die Neiße geteilte Muskauer Park des Fürsten Pückler, die Jahrhunderthalle in Breslau/Wrocław und die beiden einmaligen Friedenskirche von Schweidnitz/Świdnica und Jauer/Jawor in das Blickfeld der Öffentlichkeit getreten.

Aber auch zahlreiche kulturhistorisch interessante Städte haben inzwischen viel an Attraktivität gewonnen, wie beispielsweise die Grenzstadt Görlitz/Zgorzelec, die seit den umfangreichen denkmalpflegerischen Maßnahmen nach 1989 zu den schönsten Städten Deutschlands zählt oder das mittelschlesische Liegnitz/Legnica mit Ritterakademie, Piastengruft und der nahe gelegenen Dientzenhoferkirche in Wahlstatt/Legnickie Pole. Eine der faszinierendsten Städte des alten Schlesiens und des neuen „Słask“, wie es in Polen mit zunehmendem Stolz genannt wird, ist gewiss auch die pulsierende Odermetropole Breslau/Wrocław mit zahlreichen Kirchen, dem „Ring“ mit einem der schönsten gotischen Rathäuser des Ostens und der ganz und gar sakral durchwirkten Dominsel. Nur wenige Kilometer östlich der niederschlesischen Hauptstadt befindet sich bereits das als oberschlesische Hauptstadt geltende Oppeln/Opole mit dem durch die Oder geprägten reizvollem Stadtpanorama. Weiter nach Osten, immer auf dem inzwischen fast gänzlich geschlossenen Band der Autobahn A4 zwischen Köln und Krakau, folgt das einst so reiche oberschlesischen Industrierevier, Zankapfel zwischen Polen und Deutschen nach 1918, gestern noch Problemregion mit weitgehendem Zusammenbruch der Montanindustrie und nun infolge des Strukturwandels nur langsam wieder aufstrebende Wirtschaftsregion.

Faszinierend ist auch die Vielzahl an erhaltenen Klosteranlagen der Zisterzienser, die wegbereitend waren für die deutsche Besiedlung des Landes im 13. und 14. Jahrhundert. Neben dem „Schlesischen Escorial“ Leubus/Lubiaż gelten die Abteien von Heinrichau/Henryków, Grüssau/Krzeszów und Trebnitz/Trzebnica als Höhepunkte habsburgisch-barocken Kunstschaffens, ergänzt durch Kamenz/Kamieniec Ząbkowicki, in dem neben der reich ausgestatteten Klosterkirche zudem die Schlossanlage der Hohenzollern als letztes Werk Karl Friedrich Schinkels steht. Neben diesem gewaltigen Bau blieb trotz starker Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs eine ungewöhnlich hohe Zahl an Schlössern und Herrenhäusern in dem einst als „Land der Schlösser“ bekannten Schlesien erhalten, die noch heute insbesondere die Städte, aber gerade auch ländliche Gemeinden prägen. Hierzu zählen als Perlen höfischer Baukunst die renaissancezeitliche Piastenresidenz in Brieg/Brzeg, als größte Schlossanlage Schlesiens die Residenz der Grafen Hochberg in Fürstenstein/Ksiaż, die bei Neiße/Nysa gelegene Burganlage von Ottmachau/Otmuchów oder, als inzwischen bekannteste Schlösserlandschaft innerhalb Schlesiens das allein durch drei königlich-preußische Sommersitze geprägte Hirschberger Tal, das „Schlesische Elysium“.

Seit der politischen Wende in Ostmitteleuropa erfreut sich diese überaus reiche Kulturlandschaft zunehmender Beliebtheit bei deutschen und polnischen Kulturreisenden. Das vorliegende Buch mit faszinierenden Bildern des Fotografen Marek Maruszak und der spannende Text des Kunsthistorikers von Arne Franke lädt mit diesem Buch zu einer kleinen kulturgeschichtlichen Reise durch das Land zwischen Oder und Sudeten ein.


Arne Franke und Marek Maruszak: Schlesien und das Riesengebirge
Ellert & Richter, Hamburg (2. Auflage/2006)
80 Seiten
44 Abbildungen
Format 22,5 x 28 cm
Hardcover
ISBN: 978-3-8319-0253-8
Preis: 9,95 €

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