So nah – und doch so vergessen?
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Die sich östlich der Oder erstreckenden Regionen Hinterpommern und die südlich angrenzende Neumark sind mit ihrer reichen Kulturgeschichte für viele Kulturreisende häufig noch weitgehend eine „terra incognita“. Während es im Norden die Herzöge des Greifengeschlechts waren, die seit dem 12. Jahrhundert deutsche Kolonisten anzogen, waren es in der sich etwa 100 Kilometer östlich von Berlin erstreckenden Neumark, der „terra transoderana“, die polnischen bzw. schlesischen Piasten, die Siedler aus dem Westen riefen. Neben dem engmaschigen Netz neugegründete Dörfer und Städte entstanden durch den früh formierenden Adel zahlreiche Gutsherrschaften, deren Schlösser und Herrenhäuser noch heute die Kulturlandschaft charakterisieren.
Die Studienreise begibt sich auf die Spurensuche der
wechselvollen Geschichte dieser Regionen und erkundet deren architektonisches
Erbe. Dieses wartet mit großartigen Kirchenbauten, wie der im Wiederaufbau begriffenen
Marienkirche von Königsberg, der üppig ausgestatteten Kathedrale in Cammin oder
der Jakobikirche in Stettin sowie zahllosen Schlossbauten auf, wie dem dortigen
Herzogsschloss, der klassizistischen Residenz von Prillwitz oder dem exzellent
restaurierten neogotischen Schloss von Mehrenthin. Zudem machten sich
unterschiedliche geistliche Orden für die Landeserschließung verdient,
insbesondere die Zisterzienser, dessen Kloster Kolbatz als deren erste
Filiation östlich der Oder gegründet wurde. Neben den zahlreichen gut
erhaltenen und restaurierten Bauwerken werden Sie auf dieser Reise u. a. am
Beispiel der ehemaligen Hohenzollernresidenz in Wildenbruch oder des barocken Schlosses
von Heinrichsdorf weitere erstaunliche Revitalisierungsprojekte kennenlernen,
die das zunehmende Engagement der polnischen Nachbarn für das gemeinsame europäische
Kulturerbe belegen.
Auf dieser Reise übernachten Sie zunächst im Radisson Blue-Hotel **** in Stettin, danach in den Schlosshotels von Krangen/Krąg *** und Mehrenthin/Mierzęcin **** sowie im einstigen Zisterzienserinnenkloster in Zehden/Cedynia **** (jeweils Landeskategorie).
Stettin/Szczecin | Spätgotischer Flügel des Stettiner Schlosses – zeittypisch sind die Blendmaßwerkgiebel, die um 1520 entstanden. In preußischer Zeit längst nicht mehr existent, wurden sie mit dem Wiederaufbau zwischen 1958 und 1980 rekonstruiert. Stettin/Szczecin | Insbesondere die historische, nahe des Hafens gelegene Altstadt Stettins wurde bei den alliierten Bombardements 1944 schwer zerstört. Das beschädigte Alte Rathaus, das nach 1677 seinen barocken Westgiebel erhalten hatte, wurde wiederaufgebaut. Die beiden frühbarocken Häuser am Heumarkt sind dagegen gänzlich Rekonstruktionen der 2000er Jahre. Stettin/Szczecin | Die Hakenterrasse/Wały Chrobrego, zählt als Promenade über der Hafenfront zu den bekanntesten Gebäudeensembles der Stadt. Zwischen 1900 und 1915 nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Meyer-Schwartau errichtet, wurde sie nach ihrem Initiator, dem Oberbürgermeister Hermann Haken benannt. Kolbatz/Kołbacz | Die Westfassade der ehemaligen Zisterzienserklosterkirche zeigt ein in spätromanischen Formen ausgeführtes Radfenster, das allerdings konstruktionsbedingt nur als Blendfenster ausgebildet werden konnte. Cammin/Kamień Pomorski | Zu den größten Schätzen der an Kunstwerken reichen Kathedrale zählt die 1672 durch den norddeutschen Orgelbauer Michael Berigel gefertigte Orgel, deren Werk nach mehreren Umbauten 2004 mit der ursprünglichen Disposition rekonstruiert wurde. Külz/Kulice | Das Schloss der Familie von Bismarck, das in den 1840er Jahren errichtet und um 1910 erweitert wurde, ist heute im Eigentum der Universität Stettin/Szczecin und wird als Bildungs- und Begegnungszentrum genutzt. Hoff/Trzęsacz | Zu den besonderen Attraktionen der polnischen Ostseeküste zählt die hoch über dem Stilufer stehende Ruine der kleinen gotischen Kirche von Hoff, die bis in die 1870er Jahre noch als Gotteshaus genutzt wurde. Bis in die 1940er Jahre gingen mehr und mehr Teile der Bausubstanz durch Absturz verloren – seit 2004 ist der heute verbleibende Ruinenrest – hoffentlich – dauerhaft gesichert. Kolberg/Kołobrzeg | Markante Landmarke in der ehemaligen Hansestadt ist der gewaltige Turmriegel des Mariendoms. Nach schwersten Kriegszerstörungen im März 1945 durch die polnische Denkmalpflege umfassend wiederaufgebaut und renoviert, ist das Gotteshaus heute Konkathedrale der Diözese Köslin-Kolberg/Koszalin-Kołobrzeg. Kolberg/Kołobrzeg | An der Südflanke des Mariendoms erhebt sich ein im Jahr 2000 errichtetes Denkmal, das an den sogenannten Akt von Gnesen erinnert. Im Jahr 1000 besuchte Kaiser Otto III. den polnischen Piastenherzog Bolesław I. zur Heiligsprechung des von den Prussen erschlagenen Adalbert, Bischof von Prag. Dabei wurde auch von Gnesen aus drei Suffraganbistümer – Breslau, Krakau und Kolberg gegründet. Schwirsen/Świerzno | Die seit vielen Jahren in Restaurierung begriffene Schlossanlage ist in vielfacher hinsicht bemerkenswert. Zum einen sind alle Gebäude des Ensembles in Fachwerk ausgeführt, zum anderen ist sie die erste Schlossanlage Hinterpommerns, die nach den französischen Prinzipien eines „Palais entre cour et jardin” ausgeführt wurde. Brietzig/Brzesko | Die Dorfkirche des kleinen Ortes birgt einen besonderen architektonischen Schatz – ein frühbarockes hölzernes Scheinrippengewölbe, dessen Kappen mit Allegorien und Heiligenszenen bemalt sind. Prillwitz/Przelewice | Das klassizistische Schloss ließ der Geheime Finanzrat August Heinrich von Borgstede um 1800 errichten. Für den Entwurf des eleganten Adelssitzes wird der Berliner Architekt Heinrich Gentz angenommen. Prillwitz/Przelewice | Zum gleichnamigen Schloss gehört ein weitläufiges Arboretum mit einem frühen japanischen Garten, der durch den damaligen Eigentümer der Anlage, Conrad von Borsig in Zusammenarbeit mit der Berliner Späth´schen Baumschule angelegt wurde. Tütz/Tuczno | Aus einer mittelalterlichen Burganlage hervorgehend, entwickelte sich die Anlage im 16. Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss, das unter der Familie Wedel-Tuczyński schließlich barockisiert wurde. 1945 schwer beschädigt, erfolgte in den 1960er Jahren der Wiederaufbau. Wildenbruch/Swobnica | Die Schlossanlage einer Nebenlinie der Hohenzollern, deren markanter zylindrische Wehrturm noch den Ursprung als Johanniter-Ordensburg zurückgeht, wurde nach dem Verkauf der Anlage an die Gemeinde Banie (Bahn) baulich gesichert. Seither sind die wertvollen frühbarocken Stuckdecken im Schloss zumindest nicht mehr akut gefährdet. Eine Gesamtinstandsetzung der Anlage steht jedoch nach wie aus. Mehrenthin/Mierzęcin | Das neogotische Schloss entstand zwischen 1861 und 1864 für die in der Neumark weitverbreitete Adelsfamilie von Waldow. Der Berliner Architekt und Schüler Schinkels, Friedrich Hitzig, orientierte sich stilistisch an der englischen „castle gothic“. Nach 1989 aufwändig restauriert, dient das Haus mitsamt seiner ebenfalls exzellent renovierten Gutsanlage als luxuriöses Hotel. Zehden/Cedynia | Das Ende des 13. Jahrhunderts unweit der Oder gegründete ehemalige Zisterzienserinnenkloster wurde mit der Reformation eine kurfürstlich-brandenburgische Domäne. Zu ende des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt, wurde der Westflügel mit dem einstigen Refektorium und dem darüberliegenden Dormitorium zu einem Hotel ausgebaut. Küstrin/Kostrzyn nad Odrą | Die einstige Festungsstadt, am Zusammenfluss von Oder/Odra und Warthe/Warta u. a. durch den Deutschen Orden entwickelt und im 16. Jahrhundert Hauptstadt des kurzlebigen Markgraftums Neumark wurde bei den Endkämpfen 1945 nahezu völlig zerstört. Danach verwildert und zugewachsen, wird das Zentrum der einstigen Stadt seit den 1990er Jahren ausgegraben und bietet einen spannenden Geschichtspfad.
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