Ein architektonischer Visionär und seine Projekte
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Reiseziel im Jahr 2024
Als eine der schillerndsten Gestalten des Dreißigjährigen Krieges ging Generalissimus Albrecht von Wallenstein in die Geschichte und Literatur ein. Jedoch war er nicht allein ein ehrgeiziger Feldherr und Kriegsunternehmer, sondern auch ein architektonischer Visionär, der seine Vorstellungen sowohl in der Planung der Residenzstadt Jitschin (Gitschin)/Jičín als auch seinen Schlossbauten umzusetzen suchte.
Die Studienreise folgt seinen architektonischen Spuren durch Nordböhmen. Neben der berühmten Burg Friedland/Zamek Frýdlant, die im 17. Jahrhundert zu einem repräsentativen Renaissanceschloss erweitert wurde und die dem 1625 neugeschaffenen Herzogtums den Namen gab, besichtigen wir die Stadt Reichenberg/Liberec, die zu Wallensteins Zeit als wirtschaftliches Zentrum ausgebaut wurde. In Münchengrätz/Mnichovo Hradiště besuchen wir die letzte Grablege des Generalissimus sowie das Schloss, das bis 1945 der Familie Waldstein gehörte. Ein weiteres Hauptziel ist Jitschin, das von einem kleinen Provinzstädtchen zur glanzvollen Residenzstadt des kurzlebigen Herzogtums Friedland entwickelt werden solle. Zwar konnten die großen Ideen infolge der Ermordung des „Friedländers“ 1634 nicht vollständig umgesetzt werden, doch die Ansätze für die moderne Stadtplanung mit einem Schloss, einer nie vollendeten Kathedrale, einem speziellen Handwerkerviertel und einen glanzvollen Sommerschlösschen vor den Toren der Stadt sind noch heute gut nachvollziehbar.
Übernachten werden wir im Begegnungszentrum Kloster Haindorf/Hejnice mit seiner eindrucksvollen, bis 1729 errichteten barocken Wallfahrtskirche. Als Pilgerstätte durch Wallenstein wiederbegründet, wurde Haindorf einer der wichtigsten Wallfahrtorte im Habsburgerreich – seit 1991 finden hier wieder regelmäßig Wallfahrten statt.
Friedland/Frýdlant | Die Burg- und Schlossanlage, die auf eine mittelalterliche Befestigung zurückgeht, gehörte u. a. den Familien von Bieberstein und von Redern, bis Albrecht von Wallenstein sie nach 1620 erwarb. Nach dessen Ermordnung in Händen der Familie Gallas, blieb sie im Besitz der Clam-Gallas bis 1945. Die historische Innenausstattung blieb in nahezu vollständiger und einzigartiger Weise bis heute erhalten. Reichenberg/Liberec | Das Reichenberger Rathaus wurde anstelle eines spätmittelalterlichen Baues zwischen 1890 und 1893 durch den Wiener Architekten Franz von Neumann errichtet. Reichenberg/Liberec | Die Westseite des Marktplatzes öffnet sich nach Westen in die sogenannte Neustadt, die unter Wallenstein angelegt wurde. Älter ist dagegen die bis auf die Gotik zurückgehende schlichte Pfarrkirche im Hintergrund. Reichenberg/Liberec | Wie in den meisten Stadtgründungen des Spätmittelalters in Ostmitteleuropa war auch der Reichenberger Marktplatz von giebelständigen Laubenhäusern umgeben. Hier – auf der Ostseite des Platzes – sind zumindest einige der Lauben erhalten geblieben. Reichenberg/Liberec | In der ehemaligen Prager Straße (heute ul. Pražská) läßt sich sehr gut die architektonische Entwicklung der Innenstadt ablesen. Links neben den Häusern, die noch auf spätmittelalterlichem Grundriss errichtet sind und Fassaden des 18. und 19. Jahrhunderts tragen, stehen höhere Wohnhäuser des Historismus. Am Ende der Straße erhebt sich das 1932 vollendete Baťa-Hochhaus am Tuchplatz. Reichenberg/Liberec | Das Schloss der Grafen von Redern, nach der Schlacht am Weißen Berge 1620 in die Hand Wallensteins, dann der Grafen Gallas übergehend, steht seit Jahren leer, nachdem es ein Glaskonzern erworben hatte und dieser in Konkurs ging. Haindorf/Hejnice | Unter Einbeziehung einer gotischen Wallfahrtskapelle entstand die barocke Wallfahrtskirche zwischen 1721 und 1729 unter der Leitung des Prager Baumeisters Thomas Haffenecker – möglicherweise nach Entwürfen des genialen Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach. Haindorf/Hejnice | Kuppelfresko der Wallfahrtskirche, das erst zwischen 1904 und 1906 durch den Kunstmaler Andreas Groll nach barocken Motiven geschaffen wurde. Münchengrätz/Mnichovo Hradiště | Die Schlossanlage, die vor 1621 dem protestantischen Adeligen Václav Budovec z Budova gehörte, erwarb Albrecht von Wallenstein 1623. Er schenkte es seinem Cousin Maximilian von Waldstein. Es blieb bis 1945 in Familienbesitz. Münchengrätz/Mnichovo Hradiště | Auf dem Schlossgelände befindet sich eine kleine Sala terrena, die achsial zum Schloss errichtet wurde. Münchengrätz/Mnichovo Hradiště | Die schlichte Dreikönigskirche des kleinen Kapuzinerkonvents wurde nach einer Pestepidemie 1724 durch Marie Gräfin von Waldstein nach Süden hin erweitert. In der Annenkirche mit barocker Schaufassade fand Albrecht von Wallenstein schließlich seine letzte Ruhestätte. Gitschin/Jičín | Der Hauptplatz der zeitweisen Hauptstadt des kurzlebigen Herzogtums Friedland wird dominiert vom Walditzer Torturm, der rechts darauffolgenden – unvollendet gebliebenen – Jakobuskirche und dem Schloss. Gitschin/Jičín | Abseits des Marktplatzes befindet sich auf einem kleineren Platz die ehemalige Pfarrkirche St. Jakobus (d. Ä.), die in den 1620er Jahren durch Wallenstein dem Jesuitenorden übergeben wurde und seither das Patrozinium des Ordensgründers Ignatius von Loyola trägt. Gitschin/Jičín | In der Judengasse der Stadt, die schon im 17. Jahrhundert entstand, steht die jüngst restaurierte, 1773 erstmals erwähnte Synagoge, die – im Gegensatz zur im Nationalsozialismus verschleppten und ermordeten jüdischen Bevölkerung – den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte. Gitschin/Jičín | Vor den Toren der Stadt ließ Wallenstein sich ein Sommerschloss mit Lustgarten – genannt „Libosad“ – errichten. Die derzeit noch in Restaurierung befindliche Loggia hat ihr Vorbild in der des Waldstein-Palais in Prag.
Informationen und Buchung:
Tourismuszentrum Naturpark Zittauer Gebirge
Markt 9
02763 Zittau
Tel.: 03583/ 549940
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