Ideenwerkstatt zur Revitalisierung von Schlossruinen
Schloss Muhrau/Pałac Morawa
Archiv 2024
Schlesien, ein Brückenland zwischen West- und Osteuropa, wurde schon im ausgehenden 19. Jahrhundert als „Land der Schlösser“ bezeichnet. Mit mehr als 3.000 Schlössern und Herrenhäusern weist Schlesien die größte Dichte an Adelssitzen in Europa auf, die seit dem 13. Jahrhundert unter den wechselnden Herrschaften polnisch-piastischer, böhmischer, habsburgischer, dann preußischer und bis 1945 deutscher Hoheit entstanden.
Ein Teil dieser herrschaftlichen Anlagen hat die Zeit des Zweiten Weltkriegs – zumindest was das äußere Erscheinungsbild anbelangt – ebenso überstanden wie nahezu 45 Jahre Sozialismus. Mittlerweile sind zahlreiche Schlösser und Herrenhäuser restauriert worden, insbesondere beispielsweise im Umkreis von Breslau/Wrocław sowie in dem im 19. Jahrhundert als „Schlesisches Elysium” gerühmten Hirschberger Tal/Kotlina Jeleniogórska.
Dennoch ist ein großer Teil der adeligen Residenzen nach wie vor in schlechtem Zustand, akut vom Totalverlust bedroht oder bereits im ruinösen Zustand. Unter diesen befinden sich auch herausragende Bauwerke aus der Spätgotik, der Renaissance und dem Barock, bei denen die eindrucksvollen Ruinen Zeugen der Neuesten Geschichte sind und für die Nachwelt als solche idealerweise erhalten werden sollten.
Die SummerSchool beschäftigt sich im Sinne einer Ideenwerkstatt mit dieser einmaligen Kulturlandschaft, insbesondere den vor Zerstörung bedrohten Adelssitzen sowie gefährdeten Schlossruinen.
Inhalte der neuntägigen Bauhütte sind methodische Schulung in Baugeschichte, Stilkunde und historischer Materialverwendung sowie praktische, nicht-invasive Bauuntersuchung an und Entwurf von adäquaten, innovativen Nutzungskonzepten für bestandsgefährdete Schlösser und Herrenhäuser in Schlesien. Ziel ist es, dieses bauliche Erbe Schlesiens als schützenswertes Zeugnis der gemeinsamen europäischen Kulturgeschichte zu verstehen, die für die Erhaltung relevanten Aufgaben zu erkennen, Bereitschaft zu seiner Bewahrung oder Revitalisierung zu entwickeln und zur Identifikation mit der Region beizutragen.
Für jeweils vierköpfige Teams hat Werkstattleiter Arne Franke, Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, vier Schlösser/Untersuchungsobjekte ausgewählt, für die historische und architekturgeschichtliche Analysen sowie zukünftige Nutzungsideen entwickelt werden sollen. Die Ergebnisse werden in einer illustrierten Broschüre zusammengefasst.
Die Unterbringung der Teilnehmer der Werkstatt erfolgt im Schloss Muhrau/Morawa, selbst ein Beispiel für eine gelungene Restaurierung und Wiedernutzung eines niederschlesischen Baudenkmals. Von dort aus werden die ausgewählten Objekte besucht und erkundet.
Veranstalter des Projekts ist das Deutsche Kulturforum östliches Europa in Potsdam in Kooperation mit mehreren deutschen und polnischen Partnern.
Veranstaltungsort
Schloss Muhrau/Pałac Morawa
Morawa 1
PL 58-120 Jaroszów
Website des Veranstalters
Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam