Schlösser in Schlesien im Aufbruch
31.05. — 02.06.2021
Start in Dresden
Mit mehr als 3.000 Schlössern und Herrenhäusern weist Schlesien die größte Dichte an Adelssitzen in Europa auf. Ein Teil dieser hat die Zeit des Zweiten Weltkriegs – zumindest was das äußere Erscheinungsbild anbelangt – ebenso überstanden wie nahezu 45 Jahre Sozialismus. Zwar sind heute sehr viele dieser kulturgeschichtlich bedeutenswerten Ensembles in beklagenswertem Zustand, doch etliche konnten in den letzten 25 Jahren vorzüglich restauriert werden.
Die Studienreise, die in das westliche und nördliche Niederschlesien – letzteres nach 1945 als „Ziemia Lubuska” (Lebuser Land) bezeichnet – führt, erschließt mehrere bemerkenswerte Rettungs- und Restaurierungsprojekte von Schlössern und Kirchen, die sonst für die Öffentlichkeit (noch) nicht zugänglich sind. Zu diesen zählen u. a. die beeindruckende Schlossruine von Carolath/Siedlisko, das Renaissanceschloss von Oberneundorf bei Görlitz sowie die durch eine polnische Stiftung jüngst gesicherte Pfarrkirche von Giersdorf/Żeliszów. Dabei begegnen Sie den Schlosseigentümern und den Protagonisten der Denkmalinitiativen, die ihre Projekte zum Erhalt des deutsch-polnischen Kulturerbes persönlich vorstellen werden.
Als thematisch passendes Logis steht uns das vor wenigen Jahren nach umfangreicher Restaurierung eröffnete Schlosshotel Wichelsdorf/Wiechlice mit großem Wellnessbereich zur Verfügung.
Die Reise findet in Kooperation mit dem Kulturwerk Mitteldeutschland, Burgliebenau statt.
Carolath/Siedlisko | Die bedeutende, im späten 19. Jahrhundert stark erweiterte Renaissanceresidenz der Fürsten von Schönaich-Carolath wurde während des Zweiten Weltkriegs weitgehend zerstört. Erhalten blieben eindrucksvolle Ruinen der Anlage sowie das Torhaus mit der dahinterliegenden Schlosskapelle. Carolath/Siedlisko | Mit der 1618 durch Valentin von Säbisch errichteten, im Zweiten Weltkrieg unzerstört gebliebenen reformierten Schlosskapelle ist einer der bedeutendsten protestantischen Sakralbauten Schlesiens erhalten geblieben. Carolath/Siedlisko | Ausgesprochen eindrucksvoll war die „Sala terrena“, der manieristische Gartensaal gestaltet, von dem nach der Zerstörung 1945 die nun wieder aufgestellten Säulen und einige restaurierte Wanddekorationen zeugen Boyadel/Bojadła | Seit mehr als 20 Jahren leerstehend, wurde das Innere des Barockschlosses weitgehend devastiert, wie die Aufnahme aus dem Jahr 2004 zeigt. Inzwischen wird das Schloss durch eine polnische Familie behutsam restauriert. Brunzelwaldau/Broniszów | Das Schloss birgt an den Außenfassaden reichen Sgraffitoschmuck, im Innern außergewöhnliche Stuckdecken sowie eine einmalige hölzerne, mit Beschlagwerk bemalte Flachdecke aus der Renaissance. Giersdorf/Żeliszów | Der ausgesprochen eindrucksvolle Innenraum der seit 1945 leerstehenden evangelischen Pfarrkirche entstand über einem großzügigen ovalen Grundriss und ist durch dreigeschossige Emporen charakterisiert. Die Carl Gotthard Langhans zugeschriebene Kirche wird derzeit durch eine polnische Stiftung renoviert. Rohnstock/Roztoka | Der auf einer spätmittelalterlichen Wasserburg basierende barocke Schlossbau befand sich zwischen 1497 und 1945 im Besitz eines Familienzweiges der Grafen von Hochberg auf Fürstenstein. Die von Felix Anton Hammerschmidt konzipierte Vierflügelanlage wurde in den 1870er Jahren durch zusätzlichen architektonischen Schmuck repräsentativ überformt. Oberneundorf | Die denkmalpflegerische Sicherung des akut gefährdeten Schlosses in den 1990er Jahren brachte eine spektakuläre, einzig in Sachsen in dieser Dimension erhaltene Sgraffitofassade des frühen 17. Jahrhunderts zum Vorschein. Gießmannsdorf/Gościszów | Das 1945 zerstörte Renaissanceschloss der Herren von Warnsdorf geht auf eine piastische Burganlage des frühen 14. Jahrhunderts zurück. Die noch immer eindrucksvolle Ruine mit zumindest noch einem erhaltenen Renaissancegiebel wurde 1956 unter Denkmalschutz und 1965 restauriert, jedoch in den 1990er Jahren privatisiert und leider auch devastiert, ohne das bisher Erhaltungsmaßnahmen gemacht wurden. Die Ruine ist heute ein prägnantes Negativbeispiel für den Umgang mit privatisierten Schlossanlagen nach 1990. Wichelsdorf/Wiechlice | Das zwischen 1790 und 1795 errichtete spätbarocke Schloss wurde 2007 an einen polnischen Privatmann verkauft, der es seit aufwändiger Restaurierung als komfortables Schlosshotel führt. Günthersdorf/Zatonie | Das 1945 bei Kriegshandlungen ausgebrannte Schloss geht auf einen Barockbau aus dem Ende des 17. Jahrhunderts zurück. 1842 im Auftrag der aus einer baltischen Adelsfamilie stammenden Dorothea von Biron, Herzogin von Sagan/Żagań klassizistisch überformt, geht dessen Entwurf auf einen Baumeister aus dem Umkreis Karl Friedrich Schinkels zurück. Die Ruine wurde 2018 aufwändig gegen weiteren Zerfall gesichert und mit einem spektakulären Beleuchtungssystem ausgestattet, ebenso wurde der Peter Joseph Lenné zugeschriebene Park umfassend revitalisiert. Adelsbach/Struga | Die bis auf einen mittelalterlichen Wohnturm zurückgehende Schlossanlage von Adelsbach birgt einen nahezu einmaligen, jüngst entdeckten Schatz: nahezu 20 renaissancezeitliche Portraits römisch-deutscher Kaiser − Wandmalereien, die sich gerade in Restaurierung befinden.
Informationen und Buchung
Volkshochschule Dresden e. V.
„Prof. Viktor Klemperer”
Annenstraße 10
01067 Dresden
Tel.: 0351 254 40 0
Literaturhinweise:
Arne Franke (Hg.) „Kleine Kulturgeschichte der schlesischen Schlösser”
Franke/Schulze „Schlösser und Herrenhäuser in der Grafschaft Glatz”